In unserer Sammlung befinden sich neben großen Elektro- und Diesellokomotiven, Triebwagen, Personen- und Güterzugwagen acht kleinere Diesellokomotiven, von denen zwei betriebsfähig sind und zum Verschub unserer Fahrzeuge in Stuttgart eingesetzt werden.
Als klassische Rangierlokomotive bei der Deutschen Bundesbahn gilt die Baureihe V 60. In unserem gemeinnützigen Verein bestand schon seit längerer Zeit der Wunsch, dass auch eine V 60 den Sammlungsbestand abrunden sollte. Schließlich waren und sind rund um Stuttgart zahlreiche V 60 im Einsatz, für den Verschub von Reisezügen zwischen Stuttgarter Hauptbahnhof und Abstellbahnhof Rosenstein, auf der Industriebahn Feuerbach, im Rangierbahnhof Kornwestheim sowie bei kurzen Übergaben ist diese Rangierlokomotive immer noch unverzichtbar.
Entwicklungs- und Einsatzgeschichte
Anfang der 1950er Jahre wollte sich die Deutsche Bundesbahn von den kosten- und personalintensiven Dampflokomotiven lösen, die bis dahin im leichten bis mittleren Rangierdienst eingesetzt wurden. Die DB beauftragte namhafte deutsche Hersteller mit der Entwicklung und Konstruktion von Vorserienmaschinen, die Mitte der 50er Jahre geliefert wurden: Die erste war V 60 003 von MaK (Maschinenfabrik Kiel), es folgten V 60 001 von Krupp, V 60 004 von Henschel und V 60 002 von Krauss-Maffei. Die Bundesbahn bestellte darauf hin die Serienmaschinen in unterschiedlichen Ausführungen: 623 Loks mit 48 t Dienstgewicht und als schwerere Variante 319 Loks mit verstärkten Rahmen- und Stirnwandblechen mit 54 t Dienstgewicht. Insgesamt wurden 942 Lokomotiven in mehreren Bauserien als Baureihe "V 60" in Dienst gestellt.
Mit Einführung des EDV-Nummernschemas bei der Bundesbahn im Jahr 1968 wurden die leichten Loks als BR 260 eingereiht, die schwere Ausführung erhielt die BR 261. Am 01.10.1987 wurden die Lokomotiven der Baureihen 260/261 zu Kleinloks "herabgestuft", damit die Lokomotiven auch von einem Lokrangierführer, und nicht mehr von einem "richtigen" Lokführer gefahren werden konnten. Die 260 wurde somit in 360 umgezeichnet, aus der 261 wurde nunmehr die 361. Ab 1987 wurden einige Lokomotiven mit einer Funkfernsteuerung ausgerüstet. Ein zusätzlicher Rangierer war damit nicht mehr erforderlich, da die Lok mit einem "Bauchladen" von einer Person bedient werden konnte. Es erfolgte wieder eine Umnummerierung: Aus der 360 entstand die 364, aus der 361 die 365.
Die 261 689-4 am 29. März 1975 in Hamm (Westfalen). Aufnahme: Martin Welzel
Mitte der 1990er Jahre stieg das Umweltbewusstsein und die Motoren der Bauart Maybach GTO6 bzw. GTO6A waren am Ende der Laufzeit. Nach Versuchen mit verschiedenen Ersatzmotoren entschied man sich die Funklokomotiven zu remotorisieren: Zum Einsatz kam ein neuer Motor der Firma Caterpillar (Typ "CAT 3412 E DI-TTA"). Daneben wurden folgende Umbauten vorgenommen: Modernisierung der Hydrostatanlage, Einbau Vorwärmanlage Webasto DBW 350, Umbau der Kraftstoffanlage, Einbau einer Tankinhaltsanzeige, Einbau schwimmende Stangenlagerung
und Riss-Sanierung des Rahmens. Die umgebauten Lokomotiven erhielten die Nummern 362 (anstatt 364) und 363 (anstatt 365).
Die DB mustert immer mehr Lokomotiven der Baureihe V 60 aus, derzeit sind noch rund 200 von ehemals 942 Lokomotiven im Einsatz. Ein Teil wurde an Privat- und Museumsbahnen verkauft, viele Fahrzeuge wurden verschrottet, es sind bei der DB fast ausschließlich nur noch Fahrzeuge der Baureihen 362 und 363 im Einsatz. Seit 2011 setzt die DB nun verstärkt die neue Baureihe 261 aus dem Hause Voith als Ersatz für die V 90 aber auch die V 60 ein, vermutlich werden aber auch noch in den nächsten Jahren zahlreiche V 60 auf den Gleisen unterwegs sein.
Museale Erhaltung
Mittlerweile gehören zwei V 60 zum Museumsbestand.
Neben unser eigenen 363 689-1 konnten wir im November 2014 die rote 364 533-0 als Dauerleihgabe der DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) aus Ulm übernehmen. Diese Lok wurde von der RAB vor einigen Jahren wieder in die Ursprungslackierung aus den 60er Jahren zurückversetzt und übernahm im Ulmer Hauptbahnhof die anfallenden Rangierarbeiten. Nach Auslaufen der Hauptuntersuchung und einem Motorschaden hat die Lok nun ein neues Zuhause in Horb gefunden und wird sich dort großer Beliebtheit erfreuen, wenn sich Familien, Kinder und Jugendliche mit der Technik eines legendären Dieselmotors beschäftigen können, dem Maybach GTO-Motor.
Die 364 533-0 am 1. Februar 2014 im neuen Betriebswerk von DB ZugBus RAB in Ulm. Aufnahme: Markus O. Robold
Unsere eigene V 60, die modernisierte 363 689-1, haben wir im Februar 2012 von DB Schenker Rail erworben. Wir konnten die Lokomotive am 25. Februar 2012 mit Hilfe der DBK V 100 von Kornwestheim Rbf nach Stuttgart überführen.
Sie wurde im Mai 2014 betriebsfähig aufgearbeitet, um in Stuttgart und Horb am Neckar Rangieraufgaben unserer nostalgischen Triebzüge und der Sonderzüge übernehmen. Im Museum in Horb am Neckar steht die Lok an bestimmten Tagen für Führerstandsmitfahrten unserer kleinen Besucher zur Verfügung. Mit der Rangierlok erläutern wir Kindern und Jugendlichen die Funktionsweise eines Dieselmotors und das Verständnis für technische Zusammenhänge.
Unsere Lok wurde unter der Fabriknummer 600278 von der MaK Maschinenbau Kiel AG gebaut und am 3. Januar 1960 abgenommen (Vertrag 32.110 vom 22.10.1958). Die BD Essen der Deutschen Bundesbahn hat die Lok am 20. Januar 1960 abgenommen, zuvor fanden vom Aw Kassel am 30.12.1959 eine Probefahrt von 68 km zwischen Kassel und Wabern statt. MaK testete die Lok am 22.12.1959 um 8.10 Uhr zwischen Kiel-Friedrichsort nach Elmshorn und zurück (200 km). Während ihrer DB Zeit war die Lok pro Tag durchschnittlich 137 km unterwegs...
Die 363 689-1 am 10. Juni 2005 auf der Industriebahn in Stuttgart-Feuerbach. Aufnahme: Uwe Schnell